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Zuletzt aktualisiert am 29. April 2024
Fernab der Kunstwerke von Antoni Gaudi wollen wir in diesem Beitrag ein paar Worte über ihn selbst verlieren. Unserer Meinung nach ein ausgesprochen fantastischer Künstler. Eine Kunst, auf die man sich definitiv einlassen muss. Seine Kunst hat uns erstaunt, fachsimpeln lassen und ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Ein objektiver Bericht über ihn ist schier unmöglich – also bitte verzeiht uns die leicht verliebten Töne in diesem Blogbeitrag. 😉
Wer ist Antoni Gaudi? – Künstler und Beweger zugleich.
Antoni Gaudí i Cornet ist 1852 in Reus bzw. in der Nähe dieser Stadt im Süden von Katalonien geboren. Leider viel zu früh verstarb er am 10. Juni 1926 in Barcelona. Nicht nur als spanischer Architekt bekannt, sondern auch als „Kämpfer“ der katalanischen Bewegung des Modernismus (Modernisme). Diese Bewegung hatte nicht nur Einfluss auf die Kunst, vielmehr sollte es der Gesellschaft Kataloniens Erneuerungen bringen.
Antoni´s Vater, wie auch sein Großvater und Urgroßvater, waren Kesselschmieder, sodass Gaudi´s Verständnis über geometrische Formen bereits in jungen Jahren reifen konnte. Oftmals half Antonio Gaudi in der Familienwerkstatt.
Leider litt der kleine Antoni Gaudi bereits im Kindesalter an Rheuma, sodass er mit anderen Kindern weniger spielen konnte. Vielmehr widmete Gaudi sich der Natur – beobachtete, wie die Natur ihn selbst beeinflusste. Diese jahrelangen, intensiven Beobachtungen spiegeln sich auch später stark in seinen architektonischen Werken wieder, wo insbesondere Tiere eine sehr große Rolle spielten.
Ist das Kunst oder kann das weg?
1870 zog Antoni Gaudi nach Barcelona, um seine Vorliebe für Natur, geometrische Formen und Kunst im Studium von 1873 bis 1878 auszubauen. Mit eher weniger guten Leistungen konnte er jedoch mit Kreativität, Präzision und Kunst überzeugen. Der Direktor des Instituts zweifelte bei der Übergabe des Abschlusszeugnisses mit den Worten: „Qui sap si hem donat el diploma a un boig o a un geni: el temps ens ho dirà.“ Was so viel heißt wie:
Wer weiß, ob wir das Diplom einem Verrückten oder einem Genie gegeben haben – nur die Zeit wird es uns sagen.
Trotz einiger Nebenjobs für verschiedene Architekten während des Studiums hatte Antoni Gaudi Startschwierigkeiten in der Branche. Innerhalb des Auftrages, die Fabrik und Arbeitersiedlung „Sociedad Cooperativa La Obrera Mataronense“ (1878-1882) fertigzustellen, lernte er Eusebi Güell kennen. Er galt als Antreiber der nationalen Industrie mit Vorliebe für Kunst. Aufgrund Güell´s finanzieller Hilfe und dessen Vertrauen in sein Können konnte Antoni Gaudí etwa zunächst den Palau Güell (1886 bis 1889) und später den Park Güell bauen. Dem Industriellen und zugleich Finanzmann Güell hat Antoni Gaudi mehrere Aufträge zu verdanken.
Bevor er jedoch die Aufträge von Güell annahm, fertigte Antoni die Casa Vicens (für den Börsenmakler Manuel Vicens i Montaner im Stadtteil Gràcia) und El Capricho (zu deutsch: „die Laune“; Sommerlandhaus in der Nähe der Stadt Santander für den vermögenden Geschäftsmann Don Máximo Diaz de Quijano) an.
Erste Entwürfe für die Kirche Colònia Güell entstanden 1898. Im selbigen Jahr errichtete Antoni Gaudi die Casa Calvet im Stadtteil Eixample – für den Textilfabrikanten Don Pedro Mártir Calvet. Für dieses Bauwerk erhielt Antoni Gaudi den Preis für das beste Gebäude der Stadt Barcelonas, wobei die Fassade eigentlich eher für Gaudi untypisch symmetrisch und ebenmäßig ist.
Ein wahrer Künstler zum Staunen – Antoni Gaudi´s Lebenswerk.
Im März 1883 übernahm Antoni Gaudi die Leitung des Baus der Sagrada Familia, welches zu seinem Lebenswerk wurde. Von 1914 bis 1926 widmete sich Gaudi ausschließlich dem Werk, wobei die Bauarbeiten bereits 22 Jahre zuvor begannen. Insgesamt arbeitet Gaudi 43 Jahre an der Sagrada Familia – bis zu seinem Tod.
Während dieser Schaffensphase errichtete Gaudí von 1904 bis 1906 die Casa Batlló, welche heute zu den absoluten Höhepunkten seines Schaffens zählt. Jährlich strömen tausende Besucher zu diesem Gebäude, welches eine multimediale Tour bietet, die sich wahrlich lohnt. Hier gilt es, rechtzeitig einen Zeitslot zu buchen, die Warteschlangen vor der Casa Battló sind sehr lang. Hier gelangst du zur offiziellen Webseite der Casa Battló.
Mit der Fertigstellung der Casa Battló verstarb Antoni´s Vater im Alter von 73 Jahren. In Antonis letzten Jahren widmete er sich neben der Sagrada Familia auch der Casa Milà, welche auch als La Pedrera bekannt ist.
Unverheiratet lebte er von 1906 bis Ende 1925 in einem Haus im Park Güell, welche seit 1963 als Casa Museu Gaudí genutzt wird. Sein tragischer Tod ereignete sich auf dem Weg zur Arbeitsstätte La Sagrada Famillia, indem er von einer Straßenbahn erfasst wurde. Gaudi führte keine Ausweise mit sich, sodass er zunächst bewusstlos auf der Straße liegen blieb. Nach einigen Stunden wurde er in das Armenkrankenhaus Hospital de la Santa Creu gebracht, da er zunächst aufgrund des verwahrlosten Aussehens als Bettler gehalten wurde. Drei Tage nach der Einlieferung fanden ihn seine Freunde und sein engster Mitarbeiter sowie der Kaplan der Sagrada Familia Gil Parés. Sie veranlassten, dass Antoni auf ein Privatzimmer gelegt wird. Am selbigen Tag verstarb er. In tiefer Ehre wurde er in der Krypta der noch immer unvollendeten Kirche La Sagrada Familia beigesetzt, wobei der Papst vorab zustimmen musste.
Zur Sagrada Familia haben wir einen Extra Beitrag für euch geschrieben.
Verrückt. Bunt. Impressiv. – Die Schätze Spaniens.
Antoni Gaudi gilt als bedeutendster, katalanischer Architekt des Modernisme (katalanischer Jugendstil). Sein Stil umfasst runde, organisch-wirkende Formen, geschwungene Linien, schräge Pfeiler und unregelmäßige Grundrisse. Er bedient sich naturnaher Formen aus Flora und Fauna. Mit Hilfe bunter Keramikfliesen, Buntglasfenster, Eisen, Skulturen und Mosaik schafft er wahre Kunstwerke. Seine Lehre zog aus der Natur, die er nicht kopieren wollte, vielmehr wollte er die Originalität zum Ursprung rückversetzten.
Natürlich hat Barcelona viele Sehenswürdigkeiten zum Staunen, die ihr nicht verpassen solltet. Dennoch ist die Stadt von Gaudi´s Schätzen überwiegend geprägt. Einige seiner Werke haben wir gesehen, die wir euch nicht vorenthalten wollen:
- Placa Reial (1878, Gestaltung Laternen auf dem königlichen Platz)
- Font de la Cascada (1881-1888, Unterstützung für Josep Fontserè)
- Sagrada Familia in Barcelona (1882– noch in Bau; Gaudí: 1883–1926)
- Casa Vicens in Barcelona (1883–1888)
- Villa Quijano (El Capricho) in Comillas nahe Santander (1883–1885)
- Güell Pavillons in Barcelona (1884–1887)
- Palau Güell in Barcelona (1886–1890)
- Bischofspalast in Astorga (1889–1893)
- Casa de los Botines in León (1891–1893)
- Casa Calvet in Barcelona (1898–1900)
- Park Güell in Barcelona (1900–1914)
- Casa Batlló in Barcelona (1904–1906)
- Casa Milà (La Pedrera) in Barcelona (1906–1910)
- Colònia Güell Krypta in Santa Coloma de Cervelló (1908–1916)
Ab 1984 wurden mehrere seiner Werke auf die Liste der Weltkulturerbe der UNESCO gesetzt, wie z.B. die Krypta und die Fassade der Geburt Christi der Sagrada Familia, der Palau Güell, die Casa Milà und Casa Batlló. Die Casa Milà war übrigens das erste Bauwerk überhaupt im 20. Jahrhundert, was zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Antoni Gaudi´s Stil beeinflusste nicht nur die Gesellschaft, sondern auch andere Kollegen, so wie den ebenso bekannten Maler Hundertwasser.
Gaudi spielt eine große Rolle im heutigen Stadtbild Barcelonas, das werdet ihr bei eurer Städtereise nach Barcelona definitiv bemerken.
Transparenz: Kooperation
Für diesen Beitrag haben wir unter anderem mit der Casa Battló zusammengearbeitet, die uns kostenfreien Eintritt zu diesem Meisterwerk Gaudís gewährt haben. Vielen Dank dafür! Unsere Begeisterung für Antoni Gaudí hat damit nichts zu tun und ist auch ein Grund dafür, dass wir mittlerweile viele Male Kataloniens Hauptstadt besucht haben.
2 Kommentare
Sehr interessant und hilfreich für meine Arbeit. Herzlichen Dank!
Vielen Dank für das Lob!